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Gezielte Bodenbearbeitung im Fokus des Feldtages

Gezielte Bodenbearbeitung im Fokus des Feldtages

Gezielte Bodenbearbeitung im Fokus des Feldtages

Zahlreiche Landwirte aus der Region informierten sich in Oberbalbach

Rund 200 Landwirte erhielten auf dem gemeinsamen Feldtag der Bio-Musterregion Main-Tauber-Kreis, des Landwirtschaftsamtes des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis, des Landwirtschaftlich-Technologischen Zentrums Augustenberg sowie des Vereins Landwirtschaftliche Fachbildung Main-Tauber vielfältige Informationen und Praxis-Tipps für den heimischen Betrieb.

Ein landwirtschaftlicher Betrieb ernährt heute im Schnitt 140 Menschen. Das Fundament hierfür bildet ein gesunder Boden, denn dieser liefert gute Erträge und hochwertige Lebensmittel. Wie diese wertvolle Ressource geschützt und nachhaltig bewirtschaftet werden kann, zeigte Experte Stefan Hamberger in Theorie zunächst im Gemeindesaal in Oberbalbach, anschließend in der Praxis auf einem Acker der Familie Enrico Wülk. Hamberger ist Dozent am „Fachzentrum Energie und Landtechnik Triesdorf“, praktischer Landwirt und Experte für Bodenbearbeitung.

Ein fruchtbarer Boden besteht zur Hälfte aus Poren, die mit Luft und Wasser gefüllt sind. Die andere Hälfte sind Festsubstanzen, die Pflanzen, Gebäude und Maschinen tragen. Bodenlebewesen wie beispielsweise Bakterien, Pilze und Regenwürmer können aus organischer Restsubstanz wie Ernteresten oder Zwischenfrüchten Humus bilden. Dieser trägt wiederum zur Bodenfruchtbarkeit bei, indem er zum Beispiel das Wasserspeichervermögen der Böden erhöht und Nährstoffe anlagert. Damit die Bodenlebewesen optimale Bedingungen vorfinden, ist es wichtig, dass die Bodenporen enthalten sind und somit auch der Wasser- und Luftgehalt im Boden ausgeglichen sind.

Von Schadverdichtungen spricht man, wenn die Böden zusammengedrückt werden und das Porenvolumen sinkt. Diese Verdichtungen entstehen beim Befahren der Böden unter sehr feuchten Bodenbedingungen mit schweren Maschinen. In diesem Frühjahr gab es oftmals keine trockenen Bodenbedingungen, um die Aussaatarbeite oder die Pflegearbeiten zu erledigen, daher waren Verdichtungen nicht vermeidbar. Mittels Reifendruckregelanlage, der richtigen Ballastierung und GPS-Unterstützung können die Bodenverdichtungen dennoch reduziert werden. Das Fahren mit zu hohem Reifendruck auf dem Acker führt zu tieferen Fahrspuren.

„Als Faustwert kann man hier anfangs mit einem zehn Prozent höheren Dieselverbrauch je Zentimeter tiefere Fahrspur rechnen, eine Spurtiefe von zehn Zentimetern verdoppelt sogar den Verbrauch des Schleppers“, erklärte Hamberger. „Eine Reifenregeldruckanlage ist zielführend, um schnell zwischen einem höheren Druck von etwa 1,6 bar auf der Straße und 0,8 bar bei der Feldarbeit wechseln zu können, was eben nicht nur den Reifenverschleiß, sondern auch das Einsinken im Acker mindert.“ Es sei immer wichtig, sich bereits im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, wie Verdichtungen vermieden werden können.

Bei der Bodenbearbeitung nach der Ernte kommt es auf das richtige Konzept an. Bei einer Arbeitstiefe von zwei bis fünf Zentimetern ist das Gänsefuß- oder Flügelschar ideal. Hierbei sollen eine flächige Unterschneidung und Enterdung der Wurzeln sowie eine mechanische Schädigung der Sprosse und ein Verschütten der Vegetationskegel erreicht werden, um die Wiederetablierung der ungewünschten Pflanzen zu vermeiden. Gleichfalls gilt es Feinboden zu erzeugen, um Unkraut- und Ausfallgetreidesamen zum Keinem zu bringen. Beim zweiten Arbeitsgang von zehn bis 15 Zentimeter Tiefe ist ein Meißelschar mit acht Zentimetern zum guten Durchmischen einsetzbar. Beim dritten Arbeitsgang mit 18 bis 25 Zentimeter Arbeitstiefe ist ein Schmalschar mit vier Zentimeter Breite zur Lockerung praktikabel, ohne den Boden nach oben zu holen. Der Boden muss immer von oben, also zuerst flach, und anschließend in die Tiefe bearbeitet werden, um die Bildung von großen Bodenaggregaten zu vermeiden.

Von der Theorie am Vormittag ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Nachmittag unter dem Motto „Flach schneiden und tief lockern, Wasser effizient nutzen“ in die Praxis. Die Arbeitsqualität von sechs Geräten zum flachen Schneiden und vier Geräten zum tiefen Lockern wurde auf einem Feld mit unterschiedlichen Bodenqualitäten anschaulich erörtert und bewertet. Bei der Tiefenlockerung musste bei einer erfolgten Bodendiagnose festgestellt werden, dass der Boden in diesem Jahr nach den vergangenen, regenreichen Wochen zu nass ist, um eventuelle Verdichtungen im Unterboden zu korrigieren. Eine Tiefenlockerung kann in einem trockenen Sommer wie 2022 von Vorteil sein. Jedoch ist es wichtig, das gelockerte Bodengefüge anschließend durch den Anbau von Tiefwurzlern wie Raps oder entsprechenden Zwischenfruchtmischungen zu stabilisieren. lra

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