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Bio-Musterregion zu Gast bei Weidetierhalter

Limpurger-Rinder auf der Weide in Stuppach: Eine Arbeitsgruppe der Bio-Musterregion informiert sich über die Weidehaltung.

 
Alternative Wege der Rinderhaltung aufgezeigt 

Beim Besuch einer Arbeitsgruppe der Bio-Musterregion Main-Tauber-Kreis auf dem Betrieb der Familie Nuß im Bad Mergentheimer Stadtteil Stuppach setzten sich die Mitglieder kürzlich intensiv mit den Themen Weidetierhaltung und Weideschlachtung auseinander und tauschten ihre Erfahrungen aus.

Erfahrungen zeigen, dass die Tiere durch die Weidehaltung vitaler und robuster werden, dies macht sich an sinkenden Tierarztrechnungen bemerkbar. Den Teilnehmenden wurde erklärt, dass die Weidehaltung einen zusätzlichen Arbeitsaufwand fordert. Die Tiere müssten täglich versorgt, die Zäune gestellt und freigemäht und die Weideflächen nachgepflegt werden. Außerdem erfuhren die Mitglieder der Arbeitsgruppe, dass bei dieser Haltungsform ein Gespür für die Tiere benötigt wird. Die Besitzerin oder der Besitzer kann zu der Herde gehen, da die Tiere ihn oder sie kennen. Rinder, die in Weidehaltung gehalten werden, sind aber nicht an Transportfahrten mit einem Anhänger gewöhnt. Zudem lassen sich diese auch nicht ohne weiteres von der Herde selektieren und einfangen. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde erklärt, dass das Fangen der Weidetiere und der Transport Stress bedeuten, was sich negativ in der Fleischqualität bemerkbar macht. Dieser Stress sollte laut dem Referenten vermieden werden.

Interesse weckte diese Weideschlachtung auch bei anderen Rinderhalterinnen und -haltern im Main-Tauber-Kreis. „Gemeinsam möchten wir das System auch in unserer Region weiter stärken“, erklärt der Regionalmanager der Bio-Musterregion, Stefan Fiedler. Es seien vor allem Tierhalterinnen und -halter mit kleinen Herden oder Direktvermarkter, die sich dafür interessieren. Auch der Beteiligung weiterer Berufskollegen gegenüber sei man offen. Die diskutierte Transporteinrichtung gibt es als Anhängegerät für den Schlepper oder in Form eines Autoanhängers. Je nach Ausstattung kostet diese zwischen 20.000 Euro und 35.000 Euro. „Daher macht eine gemeinschaftliche Anschaffung Sinn“, erläutert Fiedler.

Außer den Landwirtinnen und Landwirten interessierten sich auch Metzgerinnen und Metzger für das Thema. Ein solches Vorhaben gelingt laut den Beteiligten nur in Zusammenarbeit. Auch die Metzgereien hätten einen extremen Strukturwandel durchlaufen. „Gab es vor Jahren noch mehrere Metzgerbetriebe pro Dorf, so sind es mittlerweile mehrere Dörfer pro Metzgerbetrieb mit steigender Tendenz“, teilt Michael Schmall von der Landmetzgerei Schmall in Uissigheim mit. „Auch für den Erhalt dieses Berufsstandes und die noch verbliebenen regionalen Metzgereien ist das Vorhaben eine Chance. Hierbei wird es möglich den Wünschen des Verbrauchers oder der Verbraucherin gerecht zu werden: Weiderinder, welche stressfrei geschlachtet wurden, regional verarbeiten und vermarkten zu können. Das Ganze ist mit Kosten und Aufwand verbunden, doch am Ende entscheidet der Kunde, welche Tierhaltungsform er durch seinen Konsum unterstützt. Diese regionale Wertschöpfung leistet auch einen großen Beitrag zur Versorgungssicherheit und dem Umweltschutz, denn nur Wiederkäuer können Grünland sinnvoll verwerten und leisten somit einen Beitrag zur Landschaftspflege. Die Nachfrage nach solchen Produkten ist vorhanden, daher ist eine solche Investition sinnvoll“, erläutert Fiedler.

Inspiriert wurden die Teilnehmenden von Hermann Maier. Maier ist selbst Rinderhalter und erster Vorsitzender des Tierschutzvereins Uria. Er beeindruckte mit seiner Sichtweise auf eine moderne Tierhaltung. Seine Rinderherde mit 250 Tieren lebt ganzjährig auf der Weide im natürlichen Herdenverbund. Das bedeutet, die Bullen bleiben in der Herde und die Kälber bei den Kühen. Aus der Uria-Herde werden nur so viele Tiere entnommen, wie Kälber geboren werden. Seiner Vorstellung nach sollen die Tiere auf der Weide in ihrer natürlichen Umgebung betäubt werden und nach dem Blutentzug in einer speziellen Transporteinrichtung zu einem Metzger transportiert werden. Der Rinderhalter hat 13 Jahre gekämpft, damit dieser Prozess genehmigt wird. Schließlich wurde diese Art der Schlachtung auf Ebene der Europäischen Union anerkannt. „Seither gewinnt die Weideschlachtung zunehmend an Bedeutung“, erklärt Maier. lra 

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